Umgang mit Notreife beim Mais

26. Juli 2022

Notreife beim Mais

Auftretende Schwierigkeiten

  1. Terminierung des Erntezeitpunktes
  2. Verstrohung der Restpflanze und Verschlechterung des Futterwertes
  3. Probleme in der Verdichtung
  4. Silagestockerwärmungen, Nachgärungen

Normale Bestände mit guter Kolbenausbildung

  • Sehr schnelle und 2-3 Wochen frühere Abreife
  • Ernte: wenn noch keine Vergilbung der Blätter
  • TS-Gehalt: 35 - 38 %

Dürreschäden nach der Blüte

  • Befruchtung war in Ordnung, Körner sind notreif und klein, Reduzierung der Spitze
  • Bei starker Schädigung keine Stärkeeinlagerung, keine Verbesserung des Futterwertes
  • Ernte: ab fünf vertrockneten Blattetagen → Verhinderung der Verstrohung
  • Passabler Futterwert durch kleine Kolben und relativ grüne Restpflanze
  • TS-Gehalt: 28 - 32 %

Dürreschäden zur Blüte 

  • Fehlende Befruchtung, geringer Kolbenansatz, kolbenlose Pflanzen
  • Frühzeitige Ernte, spätestens bei 3 - 4 vertrockneten Blattetagen von unten
  • Futterwert: noch passabel durch lösliche Kohlenhydrate in der Restpflanze
  • TS-Gehalt: 25 - 30 %

Empfehlung

Zusatz

Die Erzeugung qualitativ hochwertiger Silagen, die im Silo nicht „hochgehen“ ist immer wieder auf’s Neue eine Herausforderung. Siliermittel können helfen, die Vergärung und/oder die Lagerstabilität positiv zu beeinflus-sen. Um die Auswahl eines geeigneten Siliermittels für die individuellen Gegebenheiten zu vereinfachen, hat Annette Jilg vom Landwirtschaftlichen Zentrum
Aulendorf (Baden-Württemberg) eine Entscheidungshilfe ent-wickelt anhand derer konkrete Vorschläge zu geeigneten Produkten abgeleitet werden können.

Im ersten Schritt sollte das Hauptziel, welches mit Hilfe des Siliermittels erreicht werden soll, definiert werden. Hierbei ist zu unterscheiden zwischen:

  • der Verbesserung der Vergärung (Wirkungsrichtung 1)
  • der Verbesserung der aeroben Stabilität (Wirkungsrichtung 2)

Im zweiten Schritt müssen dann die Ausgangs- bzw. Erntebedingungen sowie die Silierbarkeit, die Entnahme-bedingungen und der Trockenmasse-Gehalt (TM) des Erntegutes beurteilt werden. Auf Basis dieser Einschät-zungen führt der Entscheidungsbaum zu konkreten Produktvorschlägen von Siliermitteln mit DLG-Gütezeichen.

Wichtig: Siliermittel bewirken keine Wunder - eine hohe Grobfutterqualität setzt einen gut geführten Pflanzen- bestand, den richtigen Erntezeitpunkt, gute fachliche Praxis während der Ernte, eine hohe Verdichtung, rasche Abdeckung, ausreichende Gärdauer und einen hohen Vorschub voraus!

Entscheidungshilfe zum Einsatz von Siliermitteln

Man unterscheidet beim DLG-Gütezeichen Siliermittel nach Wirkungsrichtung (WR 1 bis 6) Anwendungsbereich (a bis d) Siliermittel der WR 1 („Verbesserung der Vergärung“) zielen auf eine rasche Absenkung des pH-Wertes. Dies hemmt Gärschädlinge und senkt die Gärverluste. In der Regel werden Siliermittel der WR 1 bei der Ernte von Grasaufwüchsen, Leguminosen, Getreide-Ganzpflanzen oder Zwischenfrüchten eingesetzt. Siliermittel dieser Wirkungsrichtung (WR 1) sollten immer dann eingesetzt werden, wenn eine Buttersäuregärung droht (Grünlandbestände, Kleegras, GPS etc.). Maissilagen sind von dieser Problematik in der Regel nicht betroffen.

Silierzusätze der WR 2 („Verbesserung der aeroben Stabilität“) verringern das Nacherwärmungsrisiko. Diese sollten verstärkt Maissilagen, LKS, CCM zugegeben werden, da diese Futtermittel dazu neigen, sich schnell im Silo zu erwärmen. Ein
entsprechender Zusatz kann aber auch bei Grassilagen angebracht sein, z.B. bei ungenügender Verdichtung bzw. einem zu geringen Vorschub. Grundsätzlich sollten immer die Silier- und Entnahmebedingungen berücksichtigt werden. Eine aktuelle Tabelle mit allen DLG-geprüften Siliermitteln finden Sie unter www.guetezeichen.de

Milchsäurebakterien: Das sollten Sie wissen!

Milchsäurebakterien (MSB) benötigen Zucker als Nahrung und eine sauerstofffreie Umgebung um Gärsäuren zu bilden. Der Zusatz von Melasse (Zuckerrübenschnitzel) kann einen Zuckermangel ausgleichen. Allerdings können auch Gärschädlinge das Substrat nutzen. Deshalb Melasse nicht bei schmutzreicher Silage zugeben und auf eine gute Verdichtung und einen hohen
Vorschub achten.

Homofermentative MSB (MSBho) vergären Zucker rasch zu Milchsäure und senken so den pH-Wert. Die schnelle Ansäuerung kann Gärschädlinge unterdrücken und die Gärverluste senken, also den Energie- und Eiweißgehalt schützen. Jedoch steigt das Nacherwärmungsrisiko, da die Silagen i.d.R. geringere Essigsäurekonzentrationen (Hemmwirkung insbesondere gegen Hefen) aufweisen. Entsprechend müssen Vorschub und Verdichtung passen.

Heterofermentative MSB (MSBhe) bilden im späteren Gärverlauf u.a. Essigsäure/teilweise Propandiol. Dies bewirkt den Schutz gegen Nacherwärmung, jedoch wird die gewünschte Konzentration an diesen Stoffen i.d.R. erst nach einer Gärdauer von mindestens acht bis zehn Wochen erreicht (Silo so lange geschlossen halten!). Es ist mit etwas höheren Gärverlusten zu rechnen.

Kombinationsmittel aus MSBho+he vereinen die Vorteile aus beiden Bakteriengruppen: die MSBho bewirken zunächst eine rasche, verlustarme Gärung. Im weiteren Gärverlauf reduzieren die MSBhe das Nacherwär-mungsrisiko durch die Erhöhung der Essigsäuregehalte in der Silage. Dadurch decken diese Mittel die WR 1 und WR 2 ab.

MSBho+Chem: die MSBho bewirken zunächst eine rasche und verlustarme Gärung. Die chemische Komponen-te verbessert häufig die aerobe Stabilität, manchmal trägt sie auch bei schwierigen Bedingungen zur Verbesse-rung der Vergärung bei (WR 1 bzw. WR 1 und WR 2). I.d.R. kann die Aufwandmenge für das chemische Mittel halbiert werden. Es sind zwei Dosiergeräte erforderlich.

Quelle: Zeitschrift ELITE